
BAG der Fanprojekte empört über die Forderung nach einer Wirksamkeitsanalyse nach dem Spitzengespräch der Innenminister:innen mit den Fußballverbänden
Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte äußert sich in ihrer aktuellen Presseinformation zum Sicherheitsgipfel zwischen Fußball und Politik, der vergangenen Freitag in München stattgefunden hat. Die BAG der Fanprojekte zeigt sich darin empört über die Forderung nach einer weiteren Wirksamkeitsanalyse von sozialpädagogischen Fanprojekten, die im Rahmen der kürzlich stattgefundenen Pressekonferenz des Spitzengesprächs aufgestellt wurde. Die BAG versteht diese Forderung als Misstrauenserklärung, die den langjährigen Beitrag der Fanprojekte zur Gewaltprävention und zur Förderung einer positiven Fankultur nicht angemessen würdigt.
Outlaw ist Träger von zwei Fanprojekten: dem FANport Münster und dem Fanprojekt Leipzig. Auch wir unterstützen die Forderung der BAG, die wertvolle Arbeit der Fanprojekte ernst zu nehmen, in zukünftigen Diskussionen angemessen zu berücksichtigen und nicht für Verunsicherung durch Forderungen nach Wirksamkeitsanalysen zu sorgen.
„Die im Rahmen einer Pressekonferenz veröffentlichten Ergebnisse des Gipfeltreffens zwischen den Innenminister:innen und den Fußballverbänden sind ernüchternd. Es wurde ein ‚harter Kurs‘ von Strafen und Restriktionen postuliert und darüber hinaus die bundesweit wirksame Präventionsarbeit der Fanprojekte in Frage gestellt. In diesem Zusammenhang wurde unterschlagen, dass es bereits seit Jahren eine regelmäßige, professionelle Evaluierung der Projekte durch ein externes Institut gibt und der Arbeit der Fanprojekte von allen Expert:innen eine hohe Qualität und Wirksamkeit bescheinigt wird. Im Übrigen hört man aus dem Umfeld der Verbände, dass sich DFB und DFL sehr wohl für eine Stärkung der Prävention und dabei explizit der Fanprojekte und ihrer auskömmlichen Finanzierung ausgesprochen haben. Diese Vorschläge sind von der Politik offenkundig nicht aufgegriffen worden. Ein Armutszeugnis und Alarmsignal“, betont Steffen Kröner, Berater des Fanprojekts Leipzig und ehemaliger Geschäftsleiter der Outlaw Kinder- und Jugendhilfe.
Auch Stefan Roggenthin, einer der vier Sprecher:innen der BAG, erklärt: „Die Forderung nach einer Wirksamkeitsanalyse ignoriert vollkommen die zahlreichen Erfolge, die die mittlerweile 70 sozialpädagogischen Fanprojekte in Deutschland in den letzten Jahren erzielt haben. Fanprojekte leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Gewaltprävention, Deeskalation von Konflikten und zur Förderung eines respektvollen Miteinanders im Stadion.“
Die BAG weist darauf hin, dass Fanprojekte seit ihrer Gründung vor über 40 Jahren erfolgreich daran arbeiten, gewaltbereite Auseinandersetzungen zu verhindern und ein positives Umfeld für alle Stadionbesucher:innen zu schaffen. Durch präventive Maßnahmen, Bildungsangebote und Zusammenarbeit mit Vereinen und Sicherheitsbehörden tragen sie maßgeblich dazu bei, dass Fußballspiele zu einem Ort des gemeinsamen Erlebens werden.
„Es ist enttäuschend, dass bei der Pressekonferenz nicht auf die positiven Effekte unserer Arbeit eingegangen wurde“, so Mattis Nüsse, ein weiterer BAG-Sprecher. „Stattdessen wird ein Bild gezeichnet, das den komplexen Herausforderungen im Fußballumfeld nicht gerecht wird. Wir fordern eine differenzierte Betrachtung und eine Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Gegebenheiten.“
Und auch Christian Kohn, Leiter des Leipziger Fanprojektes, findet klare Worte: "Die geäußerten Zweifel an der Wirksamkeit der Fanprojekte sind aus mehreren Gründen hochproblematisch. Unsere Fanprojekte in Münster und Leipzig müssen immer wieder um dringend benötigte Etaterhöhungen kämpfen, zeitgleich wird aber eine Wirksamkeitsanalyse angekündigt, deren Umsetzung ganz sicher nicht billig werden dürfte. Darüber hinaus stellt sich die grundsätzliche Frage, was für Ergebnisse sich die Politik von solch einer Überprüfung erhofft. Ich sehe nämlich eine große Gefahr darin, dass mit dieser Wirksamkeitsanalyse durch die Hintertür überprüft werden soll, ob die Wirkung unserer Arbeit mit den beim Gipfel artikulierten realitätsfremden Vorstellungen von Sicherheit im Fußball übereinstimmt. Sollte das tatsächlich die Bemessungsgrundlage der angekündigten Wirksamkeitsanalyse sein, dann muss dieser mit aller Deutlichkeit widersprochen werden. Die Wirksamkeit Sozialer Arbeit bemisst sich an professionsbezogenen Kategorien und nicht an diffusen Vorstellungen der Innenpolitik."
Die BAG der Fanprojekte appelliert an alle Beteiligten, die wertvolle Arbeit der Fanprojekte ernst zu nehmen. Nur durch einen konstruktiven Dialog, wie er standortbezogen in z.B. den Stadionallianzen stattfindet, können nachhaltige Lösungen gefunden werden zu Themen wie zum Beispiel Regelverletzungen, Gewalt, Stadionverboten, Diskriminierungen oder auch sexualisierter Gewalt.
Auch das im Mai 2024 gegründete bundesweit institutionalisierte Trägernetzwerk sozialpädagogischer Fanprojektarbeit unterstützt die Forderung der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) in einer Stellungnahme. Hier geht's zur Stellungnahme.
Ebenfalls äußerte sich die Koordinationsstelle Fanprojekte bei der dsj (KOS) zur geplanten Wirksamkeitsanalyse. Hier erfahren Sie mehr.
Kontakt für Rückfragen: info@bag-fanprojekte.de
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