Corona-Impfstrategie benachteiligt Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe: Outlaw fordert Schutzimpfung für alle pädagogischen Mitarbeiter*innen

Die Coronavirus-Impfverordnung für Deutschland sieht vorerst keine Schutzimpfung für die Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe vor, die im Bereich der Hilfen zur Erziehung täglich mit Kindern, Jugendlichen und Familien arbeiten. Gegen diese Benachteiligung wollen wir uns stark machen und fordern, die pädagogischen Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe nicht zu benachteiligen und mindestens der Impfgruppe der Pädagog*innen im Bildungsbereich zuzuordnen.

Hintergrund: Laut der Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 (Coronavirus-Impfverordnung – CoronaImpfV) vom 15. Dezember 2020 zählen Erzieher*innen und Lehrer*innen zur Personengruppe mit erhöhter Priorität (§ 4, Punkt 7). Weitere pädagogische Fachkräfte, insbesondere Fachkräfte  aus den ambulanten Diensten, gehören laut Verordnung nicht zu dieser 3. Impfgruppe.

In den stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe arbeiten jedoch pädagogische Fachkräfte täglich mit Kindern, Jugendlichen und Familien und sind deshalb den gleichen Risiken ausgesetzt, wie Erzieher*innen in Kitas oder Lehrerer*innen in Schulen. „Wir müssen alle pädagogischen Fachkräfte schützen. Deshalb ist die Unterscheidung je nach Berufsgruppe nicht nur schwierig, sondern auch für unsere Mitarbeiter*innen schwer nachvollziehbar“, betont Outlaw-Geschäftsführerin Susanne Wolff.

Und die Rückmeldungen aus den HzE-Teams sind eindeutig:

"Viele aus unserem Team würden sich gerne impfen lassen”, berichtet Jens John Albert, Teamleiter der Inobhutnahme Hamm. "Wir fühlen uns alleine gelassen und es herrscht große Unsicherheit, wie es bei einem tatsächlichen Corona-Fall in unserer Einrichtung weitergeht. Gerade in der stationären Jugendhilfe wäre es von hoher Wichtigkeit, schnell Impfmöglichkeiten für die pädagogischen Fachkräfte zu schaffen.”

„Dass wir in der Impfstrategie schlicht vergessen wurden, stellt sich für mich und mein Team wirklich bedrohlich dar, denn wir leisten naürlich viele der Hilfen und das bei einem Inzidenzwert von 450-500 im Landkreis Ostprignitz-Ruppin“, betont Susan Tonak, Teamleiterin Hilfen zur Erziehung Neuruppin. „Wir können beruflich kaum Kontakte reduzieren und gefährden uns, unsere Angehörigen und vor allem die Familien, die wir betreuen. Diese Verantwortung kann und möchte ich nicht länger tragen.“

„Es ist für mein Team und mich skandalös, dass wir quasi vergessen wurden, denn wir können uns bei der pädagogischen Arbeit mit den Jugendlichen nicht gut schützen“, betont Anne-Lore Nedwidek, Teamleiterin HzE jugendPLUSberuf Halle mit 16 statonären Plätzen. „Unsere Einrichtungen sind die Lebensorte der oft traumatisierten und bindungsgestörten Jugendlichen. Wir haben engen Kontakt und können nicht nonstop FFP2-Masken tragen – eben wie Eltern daheim oder Erzieher*innen in Kitas.“

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