Kita-Bündnis NRW kritisiert fehlende Strategie der Landesregierung bei Sprachförderung
Das Kita-Bündnis NRW kritisiert die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur Sprachdefiziten bei Kindern scharf. Ausgerechnet bei diesem wichtigen Thema fehlen angeblich belastbare Daten – und das mitten in der Vorbereitung der KiBiz-Novelle. Für das Kita-Bündnis ist klar: Ohne eine klare Strategie fährt das Land die Sprachförderung gegen die Wand.
Die Antwort der NRW-Landesregierung auf die Kleine Anfrage der SPD-Abgeordneten Dennis Maelzer und Frank Müller offenbart gravierende Lücken in der Bildungspolitik des Landes. „Wenn eine Regierung im Jahr 2025 nicht weiß, wie viele Kinder mit Sprachdefiziten eingeschult werden, dann ist das ein politisches Armutszeugnis“, sagt Vera Hopp, Geschäftsführerin des VKJ Ruhrgebiet e.V.
Laut Landesregierung ist eine standardisierte Erfassung von Sprachdefiziten derzeit nicht möglich, weil unterschiedliche Verfahren eingesetzt werden. Das Kita-Bündnis werte das als Bankrotterklärung, so Hopp weiter: „Seit Jahren sind massive Sprachprobleme bei Einschulungsuntersuchungen bekannt, doch statt konsequent gegenzusteuern, herrscht Funkstille.“ Die Datenlücken seien kein Zufall, sondern Ausdruck fehlenden politischen Willens: „Wer keine Zahlen erhebt, muss sich auch nicht rechtfertigen, warum sich nichts verbessert.“
Zweifellos passe das Nicht-Handeln zum Vorgehen einer Landesregierung, die auch im Zuge der KiBiz-Novellierung offenbar kein Interesse hat, eine echte Reform zu erzielen. „Wie lässt es sich anders erklären, dass die Landesregierung und die LAG Freie Wohlfahrt NRW angeblich geeint KiBiz-Eckpunkte präsentieren, die die Qualität der frühkindlichen Bildung durch die Einführung von Kern- und Randzeiten schwächen? Gerade Kinder aus einkommensschwächeren Familien wären von reduzierten Bildungszeiten am stärksten betroffen – und damit auch von weniger Sprachförderung“, zieht Vera Hopp ein ernüchterndes Zwischenfazit.
Die fehlende Datengrundlage erscheine mal wieder eher als ein Vorwand: „Haben wir wirklich ein Erkenntnisdefizit, um die dringend notwendige KiBiz-Novellierung voranzubringen?“, fragt Marcus Bracht, Geschäftsführer der educcare Bildungskindertagesstätten. „Sprachkompetenz ist der Schlüssel für Bildungsgerechtigkeit und Integration – gerade in einem Einwanderungsland wie unserem. Wer an dieser Stelle spart oder die Augen verschließt, riskiert den Bildungserfolg einer ganzen Generation und muss sich vor größer werdenden Problemen in unserem Land nicht wundern.“
Besonders unverständlich sei das Schweigen der Landesregierung, weil in den Vorjahren entsprechende Daten über Sprachauffälligkeiten bei Einschulungsuntersuchungen sehr wohl vorlagen. „Offenbar will man gar nicht wissen, wie dramatisch die Lage inzwischen ist“, sagt Ute Jansen, Geschäftsleitung Kita bei Outlaw. „Das ist Wegducken statt Handeln.“
Beim Thema Sprachförderung fordert das Kita-Bündnis daher neben einer verlässlichen Datengrundlage einen klaren strategischen Plan, bestehend aus vier zentralen Punkten:
- Flächendeckende Einführung etablierter Verfahren zur Sprachstandserhebung und -förderung sowie eines verbindlichen Monitorings
- Klare Qualitätsstandards und deutlich mehr personelle und finanzielle Investitionen aus den vorhandenen Bundes- und Landesmitteln
- Gezielte Qualifizierung von Fachkräften
- Investitionen in digitale Infrastruktur sowie in Künstliche Intelligenz
Über das Kita-Bündnis NRW:
Drei Viertel aller Kitas in NRW sind freier Trägerschaft organisiert. Um dem drohenden Qualitätsabbau entgegenzutreten, haben sich freie Kita-Träger gemeinsam mit der GEW NRW im Kita-Bündnis NRW zusammengeschlossen.