Stärken statt streichen – Netzwerk Migrationsberatung bezieht Stellung zu geplanten Kürzungen in Niedersachsen

Rund 50% an Kürzungen plant das Land Niedersachsen aktuell bezogen auf die Arbeit im Bereich Migrationsberatung. 22 niedersächsische Organisationen und Verbände - darunter auch die Koordinierungsstelle Flüchtlingssozialarbeit von Outlaw in Osnabrück - haben sich daraufhin zusammengetan und fordern: statt zu kürzen, sollte der Etat aufgestockt werden!

„Fatal wären die Kürzungen vor allem für die Menschen, die wir unterstützen und für die wichtige Anlaufstellen wegfallen würden. Denn wir tragen dazu bei, dass Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte gestärkt werden, am sozialen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können und zu ihren Rechten kommen. Unsere Netzwerkarbeit hilft auch mit, die Mehrheitsgesellschaft und ihre Institutionen interkulturell zu öffnen. Vielfach organisieren wir neben unserer hauptamtlichen Arbeit auch unverzichtbare Netzwerke ehrenamtlicher Unterstützung. Wer das Geld für die Migrationsberatung streicht, riskiert soziale Folgekosten. Denn auch eine verweigerte Integration kostet Geld.“, heißt es in dem Schreiben.

Auch die Corona-Pandemie sorgte in den vergangenen zwei Jahren für einen noch höheren Bedarf an Beratungsangeboten. Gabi Gaschina, Gesamtleiterin des Standortes Osnabrück bei Outlaw, fasst die Folgen zusammen: „Wir haben festgestellt: Corona ist ein enormer Integrationshemmer. Der Hilfebedarf ist in der Pandemie deutlich gestiegen, da der Kontakt zu Ämtern nur eingeschränkt in Präsenz möglich war und viele Angebote, die die Integration fördern, über längere Zeit nicht verfügbar waren. Dazu gehören Spracherwerbsmöglichkeiten in Kursen aber auch in alltäglichen Situationen in Kitas, Schulen, Begegnungsformaten und Freizeitgestaltung. Der Verlust von Arbeitsmöglichkeiten - insbesondere im Niedriglohnsektor - führte bei vielen Menschen zu gravierenden finanziellen Problemlagen und dem Wegfall sozialer Kontakte. Verschuldung, Verarmung, Vereinsamung, existentielle Nöte und damit einhergehende psychische Belastungen waren die Folge. Das Zusammenwachsen als Gesellschaft konnte sich während der Pandemie nicht weiterentwickeln. Hier waren und sind unsere Kolleg*innen in der Flüchtlingssozialarbeit sehr gefordert. Der Bedarf an Beratungsangeboten ist ungebrochen hoch. Integration ist keine akute Aufgabe, sondern eine langfristige – es braucht Zeit, Integration erfolgreich voranzutreiben.“

Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in Afghanistan sei es fatal, Mittel zu kürzen, berichten die Organisationen, Verbände und Einrichtungen: „Wie akut und dringend nötig Unterstützungsleistungen sein können, zeigt sich aktuell an den Aufnahmen von Schutzsuchenden aus Afghanistan. Die Aufnahme einiger Ortskräfte und ihrer Familien waren ein erster Schritt, weitere Aufnahmen werden folgen.“

Die ganze Stellungnahme mit allen unterzeichnenden Akteuren lesen Sie hier.

Zurück