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Symbolische Abnabelung: Abschiedsausflug mit Übernachtung in der Outlaw-Kita Mittelbruchzeile!

Das erste Mal auswärts schlafen! Das ist sowohl für die Kinder als auch für ihre Eltern aufregend und bedeutet eine kleine symbolische Abnabelung. Um die Vorschulkinder auf besondere Weise zu verabschieden, organisierten deshalb Sabine Franz und Simone Schulze, beide Facherzieherinnen für Integration in der Outlaw-Kita Mittelbruchzeile, einen Abschiedsausflug mit Übernachtung! Mit ihren 13 Schützlingen, die in diesem Sommer die Kita verlassen werden, verlebten sie am 12. April 2024 einen unvergesslichen Tag voller Emotionen. Die zehn Mädchen und die drei Jungen entschieden im Vorfeld dabei selbst, ob sie nach dem ereignisreichem Ausflugstag in der Kita übernachten wollten. Als Vorbereitung auf die nächtliche Abschlussaktion besprachen die Erzieher:innen mit den Fünf- bis Sechsjährigen den ganzen Ablauf samt Übernachtung. "Wie gestalten wir den Abend, brennt in der Nacht das Licht in den Toiletten, können die Kinder ein Kuscheltier mitbringen und was passiert, wenn sie in der Nacht wach werden – das waren die Kernfragen unserer Gespräche", sagt Sabine Franz. Gemeinsam hörten sie sich auch die Geschichte "Eine Nacht im Kindergarten" von Luise Holthausen und Antje Flad an. "Bei den unterschiedlichen Treffen machten die Kinder verschiedene Aussagen, ob sie es sich zutrauen oder nicht. Wir gaben ihnen immer zu verstehen, dass sie nicht übernachten müssen und dennoch an dem Tagesausflug teilnehmen können", erzählt Sabine Franz. Nach weiteren Gesprächen mit den Eltern und ihren Einverständniserklärungen waren die Vorbereitungen abgeschlossen und alle fieberten dem großen Tag entgegen.

Um 9:45 Uhr trafen sich alle in der Kita, um nochmals den Ablauf durchzugehen: Dann ging es endlich mit vollgepackten Rucksäcken reich an Proviant los zur ersten Station – dem Abenteuerspielplatz im Märkischen Viertel in der Könighorster Straße! Mit S-Bahn und Bus erreichten sie das Ziel und waren von den vielen Angeboten überwältigt: Hüttenbau, Feuermachen, Baden, Matschen im und um das Löschbecken. Unter freizeit-erlebnispädagogischer Betreuung lernen Kinder hierbei spielerisch mit "Gefahren" umzugehen und erschaffen sich selbst ihre Spielwelt. Das Highlight der Ausflugsgruppe war jedoch die Seilbahn, die von allen Kindern stark belagert und oft genutzt wurde.

Nach anderthalb Stunden brachen sie auf und fuhren wieder mit dem Bus und diesmal auch mit der U-Bahnlinie 8 in den Reinickendorfer Kienhorstpark. Dabei benutzen sie einen aussergewöhnlichen Fahrstuhl, der nicht senkrecht fuhr, sondern "bergauf". Die Kinder staunten nicht schlecht! Im Park angekommen tobten, kletterten, schaukelten sie und erschlossen sich dabei die Natur auf ihre ganz eigene Art und Weise. Bei soviel Energieeinsatz war es Zeit für eine kleine Stärkung! Die Truppe schloss sich zum Picknick zusammen und genoss die mitgebrachten Leckereien. Einige Kinder legten sich auf die Bänke oder ruhten sich auf der Nestschaukel aus. Wieder andere Kinder sammelten Schätze – viele verschiedene Steine.

Nun ging es erneut mit der U8 zum geplanten Überraschungsziel – der Pizzeria Tri Amici in der Nähe ihrer Kita. Pizza Salami und Pizza Margherita waren die beliebtesten Speisen, ihren Durst löschten sie mit Wasser und Apfelsaft-Schorle. Nach diesem kulinarischen Höhepunkt liefen sie glücklich und satt zur Kita und ließen den Tag Revue passieren. "Uns hat überrascht wie harmonisch der ganze Tag verlief und welche Kombinationen zusammenspielten. Schön war zu beobachteten welchen Mut eher zurückhaltende Kinder beim Klettern auf dem Abenteuerspielplatz hatten und wie sie gemeinsam Höhen überwunden haben", erinnert sich Sabine Franz und führt weiter aus: "Auch das ganze Miteinander war rührend. Ein Kind hatte sich einen kleinen Hautriss zugezogen und ein anderes Kind einen Splitter eingezogen. Ein Junge hatte mehrere Pflaster dabei, von denen dann zwei zum Einsatz kamen. Er war sehr stolz, helfen zu können."

Da nicht alle Kinder übernachten wollten, vertrieben sie sich die Wartezeit bis zur Abholung mit Verstecken spielen. "Das war eine tolle Aktion, denn die Kinder konnten die ganze Abteilung nutzen", lächelt Sabine Franz und erzählt außerdem: "Ein Junge hatte im Vorfeld immer nein zum Übernachten in der Kita gesagt. Er blieb dann doch und die Mutter hatte umsonst vor der Tür der Kita gewartet. Ein Mädchen hatte sich bereits während des Ausflugs für eine Übernachtung umentschieden und wir telefonierten mit den Eltern vom Kienhorstpark aus. Die Eltern brachten dann die benötigten Dinge in die Kita. Als die Mutter kam, war sich das Mädchen immer noch sicher, die Mutter jedoch unsicher. Im Austausch mit dem Kind entschieden sie, dass das Kind mit nach Hause geht."

Nun war es an der Zeit das Nachtlager aufzubauen! Dazu holten sie gemeinsam Kissen, Decken und Matratzen aus der oberen Abteilung und verteilten sie in ihrem Gruppen-Zimmer. Einige Kinder waren komplett mit eigenem Equipment ausgestattet und benötigten nichts von der Kita. Gegen 20 Uhr lauschten sie einer Gute-Nacht-Geschichte, gegen 21 Uhr waren alle Kinder eingeschlafen. "Die Nacht war insgesamt ruhig und so konnten sich alle zusammen von dem gelungenen Ausflug erholen", sagt Sabine Franz. Doch kleine Aufregungen blieben natürlich nicht aus. So begleitete Simone Schulze einen Jungen, der eine kurze Zeit nach seiner Mama weinte und dann aber wieder schnell einschlief. Ein Mädchen stand nach etwa zwei Stunden auf, sagte "Ich brauch die Toilette" und ging selbständig los. Ein anderes Mädchen setzte sich auf, sprach im Schlaf und legte sich dann wieder hin.

Am Morgen des 13. Aprils wurden gegen 6 Uhr die ersten Kinder wach. Gemeinsam räumten sie die Betten auf und saßen eine Stunde später bei frisch geröstetem Toast an der Frühstückstafel. Danach spielten die Kinder auch mit ihren mitgebrachten Kuscheltieren und sprachen über die Erlebnisse des Ausflugs und der Übernachtung. In den Gesprächen am Frühstückstisch war zu vernehmen: 'Ich war die ganze Nacht wach.' 'Ich habe zweimal aus dem Fenster geschaut.' 'Ich habe gar nicht gesehen, wo Simone und Sabine geschlafen haben.' 'Ich habe was geträumt, aber weiß es nicht mehr.' 'Ich habe meine Mama vermisst.' "Die Übernachtung stellte sicherlich die größte Herausforderung für die Kinder dar. Es ist ganz natürlich, dass sie dabei viel Emotionen verarbeiten – das alles fördert sie bei ihrem weiteren Weg in die Selbständigkeit", sagt Sabine Franz und zieht ein positives Fazit: "Es war eine gelungene symbolische Verabschiedung und wir bedanken uns bei den Familien für das Vertrauen."

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