Tanzen, Wandern, Campen – und dazu eine „Meuterei“: Rundum gelungene Ferienprojekte der HzE-Ost

Der Sommer 2020 hielt trotz „Corona“ einige Freizeitangebote, insbesondere für die Kinder der von unseren HzE-Teams betreuten Familien, parat. Die Situation machte es den Familien noch schwerer, sich aktiv in die Gestaltung der Ferien für ihre Kinder einzubringen. Deshalb überlegte sich das Team der HzE-Ost in Leipzig recht spontan, was den Familien realistisch angeboten werden kann und entwickelten dann verschiedene Ideen. Daraus entstanden fünf kleinere und größere und vor allem erlebnisreiche Projekte – lesen Sie selbst:

Dank der Unterstützung vom Lumos e.V. (Leipziger Verein der Sport und Freizeitangebote für benachteiligte Kinder und Jugendliche organisiert) konnten 7 Kinder an einem Tanzkurs teilnehmen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das kann“, sagte Freya, 12 Jahre, und strahlte die Kursleiterin an.

Die Wildvogelfütterung im Leipziger Osten begeisterte 6 unserer Kinder. Einen verletzten, hilfebedürftigen Mauersegler in der Hand zu halten und ihn mit einer Pinzette zu füttern, ließ emotionale Momente entstehen. Auf dem Rückweg von der Vogelstation schwirrten die Namen der verschiedenen Vogelarten von Mund zu Mund.

Vögel verirren sich selten im Dunkel der Barbarossa-Höhle. Eine kleine Reise führte uns Anfang August nach Thüringen in den Kyffhäuser-Kreis. Unser Ziel war die Barbarossa- Höhle, eine von zwei zugänglichen Anhydrithöhlen auf der Welt. Für einige der Kinder, aber auch für die Jugendlichen, entwickelte sich der Rundgang durch die vielen gespenstisch anmutenden Hohlräume, die abenteuerlichen Grotten und eiskalten Seen zu einem echten Gruselerlebnis. Auch die betont coolen Teens passten sehr genau auf, immer in der Nähe ihrer Betreuungspersonen zu bleiben und waren am Ausgang sichtlich erleichtert, wieder Tageslicht zu sehen. Freilich kehrte dann auch ihre Coolness zurück. :-)

Ganz anders war das beim Spaziergang mit Merlin, Da Vinchi, Romeo, Dragon, Clemens, Lorenzo und Don. Da sind sie förmlich zerflossen vor Weichheit, die coolen Mädels und Jungs, die uns in der zweiten Augusthälfte nach Kohren-Sahlis bei Altenburg begleiteten. Denn Merlin und Co sind knuddelige Alpakamännchen. Nach dem ersten Beschnuppern durften sie selbst den Tieren ihr jeweiliges Geschirr anlegen. Während des folgenden Spazierganges erhielten sie viele interessante Infos rund um diese tollen Tiere. Näher, ruhiger und ungezwungener kann man ihnen einfach nicht kommen. Ein ganz toller Tag mit Wiederholungsbedarf, stellten alle Kinder und Jugendlichen sehr überzeugt fest.

Zum Ende der Ferien folgte dann der Höhepunkt des Sommers: Wir starteten unser viertägiges Sommercamp am Süßen See in Seeburg bei Luth. Eisleben. Neun Mädchen und Jungen folgten unserer Einladung zum Zelten. Schon die Vorbereitungen nahmen viel Zeit in Anspruch. Die Tage boten neben dem obligatorischen und ausgiebigen Baden im See, abendliche Spiele, Wanderungen, Tretbootfahren, einen Ausflug zum Lutherhaus in Eisleben, eine Nachtwanderung, grillen und Fußball. Die Tagesplanungen wurden zur Freude der Mädchen und Jungen immer wieder verändert und angepasst. Der Versuch, die Planung in ihre Hände zu legen, gelang nicht vollständig, verschaffte ihnen aber unübersehbar ein wertvolles Gefühl der Mitbestimmung.

So wurde ein von den Betreuer*innen initiierte Wanderung um den See nach zwei Kilometern von den Jungen und Mädchen erfolgreich boykottiert. Das so entstandene Gefühl, mitreden zu dürfen und Einfluss auf das Geschehen zu haben, kam bei ihnen sehr gut an. Für die mitgereisten Pädagogen*innen bedeutete die „Meuterei“ eine Überwindung der eigenen Reglementierungsmacht.

Die Reglementierungsfalle kristallisierte sich schließlich als Fazit des Camps heraus. Kinder und Jugendliche gestalten ihre Freizeit gern selbst. Und das können sie auch. Und das ist auch gut so! Das sollte die Pädagogen*innen jedoch keinesfalls davon abhalten, interessante Angebote zu unterbreiten. Sie müssen nur damit leben, dass sie abgelehnt werden können, ohne den nicht mehr ganz so berühmten pädagogischen Zeigefinger zu erheben.

Wir freuen uns schon auf die Familienfahrt in den Sommerferien 2021, wenn wir die Corona-Pandemie hoffentlich gut überstanden haben.

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