Drogenpolitik neu denken! Outlaw beim Workshop des Paritätischen Gesamtverbandes

Unter dem Titel „Drogenpolitik neu denken!“ fand am 16. November 2021 als Online-Veranstaltung ein Workshop des Paritätischen Gesamtverbandes mit Expert*innen aus Politik, Wissenschaft und Praxis statt. Erstmals nahm Outlaw als Träger der Kinder- und Jugendhilfe teil und konnte so Einblicke in den Bereich der Jugendhilfe geben, aber auch Stellung beziehen und für mehr Präventionsarbeit in der Drogenpolitik werben. Unter dem Titel „Das Dilemma der Drogenverbotspolitik für die Fachkräfte in der Sozialen Arbeit“ referierten Elke Wellemeyer und  Steffi Ulbricht, Bereichsleiterinnen Hilfen zur Erziehung am Standort Dresden. Beide bringen nicht nur Erfahrungen aus der praktischen Jugendhilfe-Arbeit im Suchthilfekontext mit, sondern begleiteten von 2016-2021 das Bundesprogramm „QuaSiE – Qualifizierte Suchtprävention in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe“ in fünf HzE-Einrichtungen in Dresden.

Der Workshop mit rund 30 Teilnehmer*innen startete mit Statements und Diskussion der jugend- und drogenpolitischen Sprecher*innen aus den Bundestagsfraktionen, und zwar Dr. Kirsten Kappert-Gonther (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Dirk Heidenblut (SPD) unter dem Titel „Neue Wege in der Drogenpolitik in Deutschland“. Zur Thematik „Therapie und Strafe: Auswege aus der Verelendung des Drogenstrafrechtssytems“ referierte Prof. Dr. Helmut Pollähne, Strafverteidiger aus Bremen, u. a. mit den Schwerpunkten Drogenrecht, Medizinstrafrecht und Jugendstrafrecht. Aus dem Bereich Suchthilfe gab Norbert Wittmann, mudra Nürnberg, Einblicke in das Dilemma der Kriminalisierung von Konsument*innen. Das Dilemma aus Sicht der Jugendhilfe beleuchteten im Anschluss Elke Wellemeyer und Steffi Ulbricht. Anschließend war die Diskussion der Beiträge in zwei Foren geplant.

Ziel des Workshops war, Akteure der Straffälligenhilfe, Suchthilfe und Jugendhilfe in den Austausch zu bringen. „Die Zusammensetzung der Mitwirkenden und auch die Diskussionen war sehr interessant“, resümiert Steffi Ulbricht und ordnet ein: „Es wurde aber auch schnell die Bandbreite und Vielfalt an Themen deutlich.“ Deshalb brauche es hier einen moderierten Austausch, um die Problematiken zu erkennen, zu sortieren und zu priorisieren, um dann bestenfalls eine gemeinsame Strategie entwickeln zu können. „Unsere Forderungen konnten wir dennoch gut argumentieren und nutzten die Gelegenheit, die anderen Fachbereiche für die Thematiken der Jugendhilfe zu sensibilisieren“, ergänzt Elke Wellemeyer, die erklärt: „Für unsere Arbeit in der Jugendhilfe muss die Suchtprävention noch mehr in den Fokus rücken.“

Im Fokus: SuchtPRÄVENTION

Im Fokus des Vortrags der beiden Referentinnen stand daher auch die Suchtprävention, die insbesondere bei einer veränderten Drogenpolitik deutlich mehr im Zentrum stehen muss. Sie warben für mehr Kooperationen mit der Suchthilfe, qualifizierte Suchtpräventionsangebote an Schulen, Ausbildungsstätten und anderen Orten der Arbeit mit jungen Menschen., Präventionsprojekte sowie -kampagnen müssen initiiert werden und grundsätzlich ist die sinnvolle Vernetzung aller Akteur*innen im Bereich Arbeit mit jungen Menschen unbedingt nötig. Dafür müssen die finanziellen Voraussetzungen, wie gesicherte Förderungen, zur Verfügung gestellt werden, damit nicht nur kurzfristige Projekte ohne Langzeitwirkung realisiert werden können, sondern die suchtpräventive Arbeit ein fester Bestandteil in allen Angeboten der Jugendhilfe sein kann.

Auch Dr. Kirsten Kappert-Gonther lenkte in der Diskussion die Aufmerksamkeit auf die Suchtprävention und sagte sehr deutlich, dass es tragfähige Konzepte zur Prävention geben muss, wenn die Drogenpolitik neu gedacht werden soll. Die jugend- und drogenpolitische Sprecherin vertrat eine klare Haltung zu einer dringend notwendigen Veränderung in der Drogenpolitik: Neben der Etablierung von Angeboten des sog. Drug-Checking, einer kontrollierten Abgabe von bspw. Cannabis in lizensierten Fachgeschäften, erleichtertem Zugang zu Substitutionsprogrammen und Veränderungen in der Strafverfolgung von Konsument*innen, betonte Frau Dr. Kappert-Gonther die dringende Notwendigkeit, Suchtprävention endlich ernst zu nehmen.

„Das war für uns die Gelegenheit, konkrete Forderungen zu formulieren und auch zu platzieren, denn auch aus unserer Sicht kann die Drogenpolitik nur neu gedacht werden, wenn die Prävention als Basis aller Maßnahmen ernst genommen wird“, sind sich Elke Wellemeyer und Steffi Ulbricht sicher. „Leider fehlte am Ende die Zeit, alle Ergebnisse zusammenzutragen und als gemeinsame Forderung an die Politik zu formulieren“, bedauern beide den offenen Abschluss des sehr spannenden Workshops.

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