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Wir brauchen mehr Fachkräfte! Personalschlüssel anpassen und Sprachförderung stärken

Neues Kita-Gesetz Sachsen verspricht mehr Mittel für die frühkindliche Bildung, einen verbesserten Personalschlüssel und 1.000 zusätzliche Erzieher:innen

Die Koalitionsfraktionen im Freistaat Sachsen haben am 19. Januar 2023 einen Gesetzentwurf zur Änderung des sächsischen Kitagesetzes (Gesetz über Kindertageseinrichtungen – SächsKitaG) vorgelegt. Schwerpunkte sind die bessere personelle Ausstattung der sächsischen Kindertageseinrichtungen und die Erhöhung der Fachkraft-Kind-Relation (Personalschlüssel). Zum 1. August 2023 sollen außerdem zusätzlich 1.000 Erzieher:innen finanziert werden. Und: Für die flächendeckende alltagsintegrierte sprachliche Förderung in Kindertageseinrichtungen stehen in Nachfolge des Bundesprogramms »Sprach-Kitas« Mittel in Höhe von insgesamt 10,7 Millionen Euro zur Verfügung. Dazu wurde bekannt gegeben, dass das Landesprogramm »Alltagsintegrierte sprachliche Bildung« das Bundesprogramm »Sprach-Kitas« ab Juli 2023 ersetzen soll. (Vgl. medienservice.sachsen.de)

„Den Personalschlüssel zu erhöhen ist erstmal der Schritt in die richtige Richtung – kann aber nicht das Ende sein", ordnet dazu Ute Jansen, Geschäftsleitung Kita bei Outlaw ein und betont: "Das Ziel muss es sein, diesen weiter anzuheben, da er nach wie vor viel zu gering ist. Das Land Sachsen ist mit seinem Personalschlüssel abgehängt." Aktuell legt dieser im Krippenbereich eine:n Erzieher:in für fünf Kinder fest. Im Kindergarten ist der Betreuungsschlüssel 1:12 (das gilt jeweils für 9 Stunden Betreuung).

Keine Verbesserungen mit Blick auf Personalschlüssel

"Das geplante Kita-Gesetz stellt deshalb aus unserer Sicht keine Verbesserung der Betreuung von Kindern dar", unterstreicht Juliane Kemper, Gesamtleitung für Outlaw am Standort Dresden. "Die Hoffnung und Aussicht bestand auf einer wesentlichen Verbesserung des Betreuungsschlüssel insbesondere für die Kleinsten, aber auch im Kindergarten- und Hortbereich. Sachsen ist hier das Bundesland mit dem schlechtesten Betreuungsschlüssel im ganzen Bundesgebiet. Das können wir uns weder gegenüber den Kindern noch gegenüber unseren Kolleg:innen hinsichtlich derer Arbeitsbedingungen leisten!" Outlaw realisiert in Dresden die Kindertagesbetreuung in vier Kitas und zwei Horten sowie einer Beratungs- und Vermittlungsstelle für Kindertagespflegepersonen.

Der Ländermonitor frühkindliche Bildung der Bertelsmann-Stiftung gibt an, dass das pädagogische Personal in den sächsischen Kitas zwar überwiegend sehr gut ausgebildet ist, aber 93 Prozent der Kita-Kinder in Gruppen mit einem nicht kindgerechten Personalschlüssel betreut werden. "Daher fordern wir den Betreuungsschlüssel im Krippenbereich von 1:5 auf 1:3, im Kita-Bereich von 1:12 auf 1:7,5 und im Hortbereich von 1:19 auf 1:15 zu senken", erklärt Juliane Kemper. Denn der Personalschlüssel ist ein zentrales Qualitätsmerkmal der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Qualität der pädagogischen Arbeit beeinträchtigt werden kann, wenn eine bestimmte Fachkraft-Kind-Relation nicht erreicht wird. Mit Blick auf den anhaltenden Fachkräftemangel und Personalausfällen aufgrund der anhaltenden Krankheitswellen stellt das die Kita-Teams ständig vor Herausforderungen.

Auch beim neuen Landesprogramm »Alltagsintegrierte sprachliche Bildung« bleibt die Novelle hinter den Erwartungen zurück, denn: "Die Sprachförderung ist in die Kita-Arbeit integriert. Dementsprechend werden mehr Fachkräfte benötigt, die diese Arbeit übernehmen", zeigt Ute Jansen auf. Das bedeutet, die Umsetzung wird über den leicht verbesserten Personalschlüssel realisiert und keine zusätzlichen Sprach-Fachkräfte finanziert. "Viele unserer Kitas sehen sich daher langfristig eher mit einer Verschlechterung im Vergleich zum Umfang des bisherigen Sprachprogramms konfrontiert", erklärt Juliane Kemper.

Hintergrund Bundesprogramm "Sprach-Kitas"

Die sprachliche Förderung ist ein wichtiger Schwerpunkt in unseren bundesweiten Kitas und unser Ziel ist, diese noch stärker in den Kita-Alltag zu integrieren. Dank der Förderung über das Bundesprogramm "Sprach-Kitas" konnten zusätzliche Fachkräfte dies in vielen Einrichtungen in den letzten Jahren realisieren und die Kita-Teams u. a. im Handlungsfeld alltagsintegrierte sprachliche Bildung beraten, begleiten und fachlich unterstützen. Doch Mitte 2023 ist Schluss: Die Bundesregierung hält am Auslaufen des Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ fest. Das Ziel sei, die Förderung über das Kita-Qualitätsgesetz zu verstetigen. Den Ländern würden dafür in den kommenden zwei Jahren zusätzliche zwei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Das Bundesfamilienministerium stellt den Bundesländern übergangsweise bis zum 30. Juni 2023 weitere 109 Millionen Euro für die "Sprach-Kitas" zur Verfügung.

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