Psychische Probleme führen zur Schulvermeidung: Projekt „JUGEND STÄRKEN“ unterstützt Schüler*innen in Magdeburg

Der Barmer Arzt-Report* zeigt: Auch in Sachsen-Anhalt werden mehr Kinder und Jugendliche in psychotherapeutischer Behandlungbetreut; die Steigerungsrate bei der Inanspruchnahme wächst. Beim Magdeburger Projekt „JUGEND STÄRKEN in Quartier“ spiegelt sich dieser Trend wieder: Von 365 Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 26 Jahren, die seit 2015 im Rahmen des Projekts besondere Unterstützung bei schulischer und beruflicher Bildung erfuhren, sind es immer öfter psychische Problematiken, die den Schulbesuch erschweren.


 

 

Hier setzt das Pilotprojekt "HEY DU! -Einsteigen -Aufsteigen -Durchsteigen". an: Das sozialpädagogische Team will mit den perspektivlosen undschulmüden jungen Menschen Zukunftsperspektive erarbeiten, Mut machen und Selbstvertrauen geben, die Schule abzuschließen und einen Beruf zu erlernen.

Unter Koordination der Landeshauptstadt Magdeburg (Stabsstelle für Jugendhilfe-, Sozial-und Gesundheitsplanung –V/02) hat sich dazu ein Netzwerk aus Ämtern, Verwaltung, Schulen, Kammern, Jugendclubs und Kinder-und Jugendhilfeträgern gebildet. Das Projekt wird im Rahmen des Programms “JUGEND STÄRKEN im Quartier“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und den Europäischen Sozialfonds gefördertund ist im Moment bis Juni 2022 finanziert.

Hälfte der Teilnehmer*innen findet Weg zurück

„Bei uns erhalten die jungen Menschen eine pädagogische Betreuung in Form von Beratung, Begleitung sowie die Möglichkeit, an Intensivangeboten mit festen Präsenzzeiten teilzunehmen“, beschreibt Projektmitarbeiterin Maria Schadewald und betont: „Im Mittelpunkt stehen die Persönlichkeit, Stärken und Ziele des jungen Menschen.“ Und das wirkt: Denn von den insgesamt 365 betreuten jungen Frauen und Männer konnte die Hälfte nach der Unterstützung durch das Projektteam wieder am Unterricht teilnehmen, ging zur Arbeit oder hatte eine andere Perspektive.

Lunas Geschichte: Angst und Stress verhindern Schulbesuch

So ging es auch derdie 15-Jährigen Luna (Name geändert): Siegingseit mehreren Monaten nicht mehr regelmäßig in die Schule, bekam Angst, wenn sie sich mit mehreren Menschen an einem Ort aufhält, in Stresssituationen wird ihr übel und schwindelig. Das beginnt schon in den öffentlichen Verkehrsmitteln und macht ihr damit den Schulbesuch nahezu unmöglich. Ihre Schulsozialarbeiterin beschrieb, dass Luna aufgrund ihrer sozialen Ängste Schwierigkeiten hat sich in den Klassenkontext einzufinden und dort auchzu verweilen, deshalb wandte sie sich an das Team von JUGEND STÄRKEN im Quartier.

Lunas Geschichte lesen Sie hier.

Schon nach zwei Wochen sozialpädagogisch-therapeutischem Einzelsetting, traute sich die Jugendliche in die Kleingruppe. Ihre Ausgangssituation steigerte sie innerhalb kurzer Zeit und hielt vier Stunden die Arbeit in einer Gruppe mit 8 Teilnehmer*innen aus. Luna gab an, ihr halfen vor allem die entspannte Atmosphäre und dass kaum Druck ausgeübt wurde. Das Ziel, Luna positive Erfahrungen und Beziehungen zu ermöglichen und ihr Durchhaltevermögen in Gruppenkontexten zu steigern, wurde erreicht und bildete die Grundlage für die weitere Arbeit mit der Familie.

Das pädagogische Team sprach sich in seiner Empfehlung für eine Unterstützung durch die Kinder-und Jugendpsychiatrie aus. Die Zusammenarbeit mit den Fachkräften der Klinik beruht auf gegenseitigem Verständnis der Arbeitsfelder und schneller Kommunikation auf kurzen Wegen. Die Idee war es, Luna weiter zu stabilisieren, sodass sie wieder ihre Schule besuchen kann. Um Lunas erzielteErfolge zu verstärken, wurde sie zur Überbrückung der Wartezeit in ein Praktikum vermittelt. Gleichzeitig wurde mit der Familie der Klinikaufenthalt vorbereitet.

Drei von vier Jugendlichen bleiben dran

Genau das macht das Projekt aus: die fachliche Zusammenarbeit unter Einbezug verschiedener Helfersysteme, um den Jugendlichen jegliche Form von Unterstützung möglich zu machen. Und so steht das Projektteam auch nach Ablauf einzelner Angebote für die Jugendlichen und deren Angehörige als zur Verfügung. Ein Drittel der jungen Menschen wird von drei Monaten bis zu einem halben Jahr begleitet. 70 Prozentschließen ihre Teilnahme regulär, d.h. ohne Abbruch ab. 60 Prozent dieser Jugendlichen erarbeiten dabei eine positive Veränderung. Das bedeutet in den letzten zwei Jahren haben ca. 45 Schülerinnen und Schüler ihre Situation maßgeblich verbessert.

Förderung
Das Projekt "HEY DU! -Einsteigen -Aufsteigen -Durchsteigen" wird im Rahmen des Programms “JUGEND STÄRKEN im Quartier“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Das Projekt ist an die Stadt Magdeburg angegliedert, läuft seit 2015 und ist im Moment bis Juni 2022 finanziert.

*Vgl. Barmer-Arztreport: Corona verschärft Psychotherapiebedarf bei Jugendlichen, Eva Ellermann, ARD Berlin, 2.3.2021 · 14:57 Uhr, Link: https://www.tagesschau.de/inland/kinder-psychotherapie-101.html

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