Reduzierte Betreuungszeiten in Kitas sind keine Lösung!

Die Empfehlung der Bertelsmann Stiftung mit Blick auf die aktuelle Kita-Lage ist für uns nicht nachvollziehbar: Die Betreuungszeiten in den Kitas sollen reduziert werden, um den Kita-Betrieb zu erhalten. Das hat die Bertelsmann Stiftung in ihrem „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2023“ vorgeschlagen beziehungsweise errechnet. Nur so könne aus Sicht der Stiftung allen Kindern der Zugang zur Kita ermöglicht werden. Aus unserer Sicht benachteiligt diese einschneidende Maßnahme Familien, noch mehr Mütter und am schlimmsten Alleinerziehende.

Reduzierte Betreuungszeiten sind keine Lösung – im Gegenteil: Sie verschärfen die angespannte Situation! 

Outlaw-Geschäftsführerin Susanne Wolff kritisiert diesen Vorschlag: "Das ist keineswegs zielführend und löst nicht das grundsätzliche Problem, den Systemfehler, die fehlenden Investitionen für die frühkindliche Bildung bzw. grundsätzlich für den Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereich. Und ich finde, wir können uns das als Gesellschaft und auch als Wirtschaftsstandort nicht leisten. Kitas sind erste Bildungsorte und Bildung ist DIE Investition in unsere Zukunft!"

Allein in NRW fehlen rund 100.000 Kita-Plätze und fast 25.000 Kita-Fachkräfte

Aus diesen Gründen gibt es seit über einem Jahrzehnt einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für Kinder unter 3 Jahren. Dieser sollte auch dazu dienen, bessere Bedingungen zu schaffen, um Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Doch die Realität sieht oft anders aus. Bundesweit fehlen etwa 100.000 Erzieher:innen, was zu einer Überlastung der pädagogischen Fachkräfte und in der Folge zu einer steigenden Krankheitsquote führt. Gruppenschließungen, Notbetreuung und eingeschränkte Öffnungszeiten sind mittlerweile die Regel.
 
Das stellt viele Familien in Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor eine große Herausforderung. Denn verkürzte Betreuungszeiten zwingen Eltern wiederum, Arbeitszeit zu reduzieren oder alternative Betreuungsmöglichkeiten zu finden. Daraus resultiert, dass die Betreuung wieder vermehrt und unbezahlt in den familiären Bereich, oft auf die Mütter verlagert wird. Eine zügige Rückkehr in den Job rückt weit in die Ferne. Für Alleinerziehende wäre dies besonders belastend bis existentiell.
 
Reduzierte Betreuungszeiten lösen auch nicht den bestehenden Personalmangel in der Kinderbetreuung, auch nicht in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, sondern würde diesen verschärfen. „Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit unseres Landes und den Wirtschaftsstandort. Es ist dringend erforderlich, dass führende Wirtschafts- und politische Akteure nach Lösungen und Finanzierungswegen suchen, um dieser Betreuungskrise strukturell und nachhaltig entgegenzuwirken“, betont Geschäftsführerin Susanne Wolff.

Die Politik muss endlich reagieren - das fordert auch das Kita Bündnis NRW! 
Allein in NRW fehlen rund 100.000 Kita-Plätze und fast 25.000 Kita-Fachkräfte, dazu kommen die aktuellen Einschränkungen - das alles stellt viele Familien vor große Herausforderungen. Zugleich sind immer mehr Kita-Träger in ihrer Existenz gefährdet, weil die KiBiz-Pauschalen und der Refinanzierungsmechanismus nicht die tatsächlichen Kosten decken. 

Das Kita-System in NRW ist an einem Kipppunkt. Hier engagiert sich das Kita Bündnis NRW - unter anderem mit einer Petition. 
Unterschreiben Sie jetzt – für einen sicheren Kita-Platz in NRW, für eine vielfältige Trägerlandschaft, für die Gleichbehandlung von pädagogischen Fachkräften in öffentlicher und freier Trägerschaft.

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