v.l.n.r.: Jana Paul (Careleaver e.V.), Simone Kluge (Outlaw gGmbh), Prof. Dr. Remi Stork (OUTLAW.die Stiftung / FH Münster), Rita Rubzew (Outlaw gGmbh) und Sabine Trockel ( Jugendamt | Stadtverwaltung der Stadt Münster)

„Uns gehört die Jugendhilfe auch“ – Fachtag von Outlaw.die Stiftung zum Thema Selbstorganisation in der Jugendhilfe

Selbstorganisation und Selbstvertretung von Kindern und Jugendlichen fördern: Darüber diskutierten rund 40 Teilnehmende im Rahmen eines Fachtages von Outlaw.die Stiftung unter dem Titel „Uns gehört die Jugendhilfe auch“ am 13. Mai 2022, im Agora-Tagungszentrum in Münster. Anlass hierfür war die Einführung der neuen SGB VIII-Reform, die nach § 4a selbstorganisierte Zusammenschlüsse zur Selbstvertretung von Kindern und Jugendlichen vorsieht. Wie genau das in der Praxis ausgestaltet werden soll, ist derzeit noch offen – Ideen, Lösungsansätze, Probleme und Fragen haben die Teilnehmer:innen gemeinsam betrachtet und diskutiert.

Zu den Gästen zählten neben den aktuellen auch ehemalige Vorstandsmitglieder von Outlaw.die Stiftung sowie die Outlaw-Geschäftsführ:innen und Outlaw-Geschäftsleiter:innen und Kolleg:innen aus vielen Standorten, ebenso Gäste aus Politik und Verwaltung sowie Wissenschaft, u. a. vom Hessischen Ministerium für Soziales und lntegration, dem LWI Landesjugendamt Münster, der Hochschule Düsseldorf, dem Paritätischen sowie weiteren Trägern der Kinder- und Jugendhilfe.

Individuelle Versuche statt großer Experimente

„Der Fachtag hat es möglich gemacht, unterschiedliche Perspektiven zusammenzuführen, in den Austausch zu bringen und einzelne Arbeitsgebiete zu bearbeiten“, zieht Vera Kalkhoff, Geschäftsführerin Outlaw.die Stiftung ein positives Fazit und beschreibt: „Mit den Eindrücken aus der Perspektive einer Careleaverin, mehrerer Jugendhilfeträger sowie von Vertreter:innen von Jugendämtern zeigte sich, dass im § 4a SGB VIII eine Menge Musik ist – quasi ein Entwicklungsfeld mit vielfältigen Möglichkeiten, die jedoch auch Herausforderungen mit sich bringen.“ Die Stiftungsgeschäftsführerin hebt hervor: „Es wurde deutlich, dass Selbstorganisation kein Selbstzweck ist, sondern ein aufrechter Ansatz und eine Chance, die Bedarfe der Nutzer:innen (noch) besser wahrnehmen zu können. Weil es ums groß-werden geht und darum, zu lernen, eine selbstbestimmte Persönlichkeit zu werden.“ Ein Votum der Veranstaltung sei, kleine und ggf. auch individuelle Versuche in den Blick zu nehmen, anstatt große Experimente zu wagen.

Eröffnet wurde der Fachtag mit einem Film, in dem konkrete Projekte der Selbstorganisation aus dem Bereich der Offenen Kinder- und Jugendarbeit bei Outlaw vorgestellt wurden.  Zu sehen waren Jugendliche des Zirkus Torbulentos und des Jugendcafés in Riesa sowie Eindrücke vom BauSpielTreff in Münster. Im Anschluss gab Prof. Dr. Christian Schrapper, ehemaliger Stiftungsvorstandsvorsitzender, einen Rückblick der letzten 35 Jahre über die pädagogische Arbeit der Outlaw Kinder- und Jugendhilfe im Hinblick auf Selbstorganisation und die Rolle der Kinder, Jugendlichen und Familien.

Zum Kurzfilm geht es hier:

Einblick in die Praxis mit Film, Beiträgen und Diskussion

Eine Podiumsdiskussion rundete die erste Hälfte des Fachtags ab – Vertreter:innen aus verschiedenen Institutionen, darunter Jana Paul vom Careleaver e.V., Rita Rubzew und Simone Kluge aus Outlaw-HzE-Teams in Dresden und Sabine Trockel, Jugendamtsleiterin in Münster, beleuchteten hierbei genauer die Probleme und diskutierten über mögliche Lösungsansätze mit konkreten Beispielen aus der Praxis.

Im zweiten Teil des Fachtages konnten die Teilnehmer:innen in drei verschiedenen Workshops ihre Ideen und Umsetzungsvorschläge zur Förderung selbstorganisierter Selbstvertretungen von jungen Menschen, wie der Einbindung von Jugendparlamenten und Social Media Kanälen, weiter vertiefen. „Viele, gute Ideen, die die Selbstvertretung und -organisation der Kinder, Jugendlichen und Familien unterstützen – nun muss es darum gehen, dies auch auf Organisationsebene mehr zu leben.“, betonte Workshopteilnehmerin Monika Romer aus der Qualitätsentwicklung der Outlaw gGmbH. 

Abschließend wurden die Ergebnisse der Workshops gesammelt um mit einem kurzen Rück- sowie Ausblick die Veranstaltung abzurunden. Liane Hoder vom Graphic Recording Himbeerspecht aus Dresden hat den Tag dabei visuell protokolliert – Inhalte und Ergebnisse des Fachtages wurden in visueller Sprache, d.h. in Kombination von Bild und Text, festgehalten.

Zurück