Vollzug in freien Formen statt Gefängnis: Outlaw-Projekt ist bundesweit erste Einrichtung für weibliche Strafgefangene

Heute zogen die ersten beiden Frauen ein auf dem Dreiseitenhof Mohorn, wo sie vom Projektteam des neuen Angebots „Halbe Treppe – Vollzug in freien Formen für Frauen“ sozialpädagogisch unterstützt und begleitetet werden. Das Projekt am Outlaw-Standort Landkreis Meißen ist die bundesweit erste Einrichtung des Vollzugs in freien Formen für weibliche Strafgefangene. Im Auftrag des Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) setzt Outlaw das Angebot gemeinsam mit der Justizvollzugsanstalt Chemnitz um. Die JVA Chemnitz ist die zentrale Anstalt für den Vollzug an weiblichen Gefangenen aus den Freistaaten Sachsen und Thüringen.

„Wir wollen Frauen, die straffällig geworden sind, für ihr Leben in Freiheit  vorbereiten – in einer sozialpädagogisch betreuten Wohnform, mit strukturiertem Tagesablauf und konkreten sinnstiftenden Tätigkeiten“, beschreibt Teamleiterin Simone Stüber: „Wir bieten ihnen dafür eine „Zwischenstation“, in der sie sich orientieren können, Kraft tanken und professionell begleitet werden.“ Für diese anspruchsvolle Aufgabe setzt Outlaw auf ein multiprofessionelles Team aus Pädagog: innen, Psycholog: innen und Arbeitsanleiter: innen, die auf dem Gelände des Bauernhofs in Mohorn in einer kleinen Wohngemeinschaft intensiv mit den Frauen zusammenarbeiten. „Mit dem Projekt verfolgen wir einen neuen Ansatz, der auch deutschlandweit ein Novum bei der Resozialisierung von Straffgefangenen darstellt. Das Angebot nennt sich ‘Halbe Treppe‘, denn auf dem Weg in ein neues Leben sind verschiedene Stufen und auch Reflexionspausen nötig, um die nächsten Schritte zu gehen.“

Soziales Gefüge statt Gitterstäbe

Seit dem vergangenen Jahr bereitet sich das neue Projektteam auf den Einzug der ersten Frauen vor. Neben der sozialpädagogischen Projektkonzeption stellte das Team das neue Angebot vor Ort vor und lud zu einem Tag der offenen Tür auf den Dreiseitenhof. Zum Einzug am Mittwoch standen zunächst das Kennenlernen und Eingewöhnen im Fokus. „Ab morgen starten wir mit unserem erarbeiteten Tagesplan, der aus Arbeiten auf dem Hof und sozialpädagogischen Angeboten besteht“, so Simone Stüber. „Wir werden zunächst bis zu drei Frauen die Möglichkeit geben, außerhalb der Justizvollzugsanstalt ihre Strafe zu verbüßen und diese Zeit zu nutzen, um ein eigenverantwortliches Leben nach der Haft optimal vorzubereiten. Neben dem pro-sozialen Lernen im Rahmen einer »positiven Gruppenkultur« in kleiner Gruppe, gehört das Lernen an Vorbildern sowie die Auseinandersetzung mit individuellen Zielen zum Aufgabenspektrum der Teilnehmerinnen. Die Tage werden mit handwerklichen und praktischen Tätigkeiten gefüllt, ergänzt durch Sport und Freizeitangebote. Unser Projekt will den Frauen eine alternative Möglichkeit eröffnen, mit pädagogischer Unterstützung und bedarfsgerechten Angeboten an ihrer weiteren Lebensgestaltung zu arbeiten. Unser Ziel ist, dass die Frauen ihr Leben aktiv gestalten und für die zukünftigen Herausforderungen gestärkt sind. Eine solide Lebenssituation ist die Basis für ein zukünftig straffreies Leben und damit auch der beste Schutz für die Gesellschaft.“

Nach einer Etablierungsphase könnte eine Ausweitung auf bis zu sechs Plätze erfolgen. Die Mindestaufenthaltsdauer sollte sechs Monate betragen. In einem weiterführenden späteren Projektabschnitt sollen diejenigen Frauen konkret unterstützt werden, die auch Mütter sind und nach der Haftzeit wieder mit ihren Kindern zusammenleben wollen. Die gemeinsame und angeleitete Unterbringung von Müttern mit Kindern soll dann in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Jugendämtern abgestimmt werden und den Müttern einen guten Übergang in das Leben in Freiheit ermöglichen. Eine Nachbetreuung nach der Entlassung ist im Rahmen von Hausbesuchen vorgesehen.

Förderung

Gefördert wird das Projekt vom Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung.
Diese Maßnahme wird finanziert aus Steuermitteln des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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